Hilfs- und Rettungsdienste präsentieren sich in Bensheim
Wirtschaftsrat plant Fortsetzung der erfolgreichen Veranstaltung
Diskussion des Wirtschaftsrates zum Thema: Verständniss für das Ehrenamt.
Mit einer spektakulären Hubschrauberlandung wurde gestern in Bensheim der erste kreisweite Aktionstag „Wirtschaft trifft Ehrenamt“ eröffnet. Der knapp vier Tonnen schwere Rettungshelikopter „Christoph Südhessen“ musste einen zweiten Landeanflug starten, da sich auf dem Beauner Platz gegen 14 Uhr zahlreiche Zuschauer eingefunden hatten. „Es wurde sehr eng, deshalb haben wir die Maschine hochgezogen und über Funk eine größere Landefläche anforderte.“, so der Rettungssanitäter Tobias Benzinger, der die Maschine aus Reichelsheim (Wetterau) nach Bensheim begleitet hat.
Nach knapp 20 Minuten Flugzeit haben die Rotorblätter von „Christoph Hessen“ in Bensheim ordentlich Herbstlaubaufgewirbelt. Ein stürmischer Start für die Veranstaltung, die von der
Sektion Bergstraße/Odenwald im Wirtschaftsrat Hessen organisiert wurde,
um den Stellenwert gesellschaftlichen Engagements stärker ins
öffentliche Licht zu rücken.
Wie
Sektionssprecher Dr. Brian Fera vor Ort erklärte, sei das Ehrenamt in
Deutschland leider noch immer kein Bestandteil der nationalen Kultur
geworden, wie dies beispielsweise in den USA, Großbritannien oder der
Schweiz der Fall sei. Eine wichtige Voraussetzung für das allgemeine
Prestige freiwilligen Engagements sei die Anerkennung ehrenamtlich
erworbener Qualifikationen von Seiten der deutschen Wirtschaft. Hier
herrsche noch eine Menge Nachholbedarf, so der Heppenheimer
Unternehmer. Das Ehrenamt dürfe nicht länger auf den Freizeitbereich
und die Nicht-Erwerbsarbeit beschränkt werden.
Die Idee des
Aktionstags sei es, die wichtigsten Hilfsorganisationen zu präsentieren
und ein öffentlich wirksames Zeichen zu setzen, wie Wirtschaft und
Ehrenamt besser zusammenarbeiten können. Fera hat vor, die
Veranstaltung ab sofort im jährlichen Turnus durch den Kreis Bergstraße
touren zu lassen. Gerade in kompakten Städten wie Bensheim sei die
Breitenwirkung weitaus stärker als in großen Metropolen, begründet der
ständige Vertreter Südhessens im Landesvorstand des Wirtschaftsrats.
Geräte und persönliches Gespräch
In
der Bensheimer Innenstadt wurde aber nicht nut technisches Gerät
ausgestellt sondern auch das persönliche Gespräch gesucht. Viele der
Einsatzleiter, Abteilungschefs und Organisationsleiter vor Ort lobten
das gemeinsame Forum als willkommene Gelegenheit, die individuellen
Leistungsspektren der Hilfsdienste genauer zu betrachten. „Wir arbeiten
ständig zusammen. Für die Bürger ist dies eine ideale Möglichkeit, die
verschiedenen Einrichtungen kennen zu lernen“, sagt der ehemalige
Lorscher Stadtbrandinspektor Friedrich Emig vom Kreisfeuerwehrverband.
Die
Lorscher Feuerwehr hatte einen 23 Meter langen Teleskopmast auf den
Beauner Platz gefahren, die Bensheimer Kollegen stellten einen Oldtimer
aus den 50er Jahren aus. Beim Technischen Hilfswerk (THW) war
die große „Hannibal“-Pumpe zu bestaunen, die pro Minute bis zu 5000
Liter Flüssigkeit schafft. Der Riese ist weit gereist und war bereits
in New Orleans, Arles und beim Elbhochwasser in Dresden im Einsatz.
Wie
es unter Wasser flüssig läuft, erklärte die Deutsche
Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Aus Bensheim und Heppenheim war das
Deutsche Rote Kreuz inklusive seiner Jugendabteilung vor Ort. „Wir alle
haben ein gemeinsames Ziel“, so Ute Fuchs vom DRK-Kreisverband
Bergstraße über den verbindenden Anspruch der Hilfsdienste und
Wohlfahrtsverbände. Ein Konkurrenzdenken sei hier fehl am Platz: Die
Einrichtungen seien sich freundschaftlich durch ihre regelmäßige
Zusammenarbeit eng verbunden. „Jeder hat sein Spezialgebiet. Und das
ist ja auch gut so.“
High-tech und bewährte Traditionen: Gleich neben dem Helikopter präsentierte die Johanniter Unfall-Hilfe Bergstraße ihre frisch gegründete Reiterstaffel. Wie Peter Salewski erklärt, sind derzeit fünf Rettungspferde im Einsatz. Die interne Ausbildung der berittenen Sanitäter ist sehr gut angelaufen. Weitere Rösser sind dringend gesucht. „Die Tiere sollten ein ruhiges Gemüt besitzen“, so der Abteilungsleiter. Der erste große Einsatz ist im nächsten Jahr im Rahmen der Veranstaltung „autofreie Bergstraße“. Auch bei der Weinlagenwanderung sollen die Pferde-Sanitäter unterwegs sein. Für die Helfer ein praktisches Beispiel für eine unübersehbare ehrenamtliche Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit. Am Abend diskutierten in Heppenheim Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum Thema Ehrenamt. Über die Veranstaltung berichten wir in unserer Montagsausgabe.
Von unserem Mitarbeiter
Thomas Tritsch
Quelle: Bergsträßer Anzeiger vom 15.11.2008
Bilder: Dietmar Funck
Film zum Rettungstag
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